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Call for Abstracts: DCNA-Ad-Hoc-Gruppe am ÖGS-Kongress

von Isabel Anger

Katastrophenschutz in der Katastrophe: Von katastropheninduzierten Umbrüchen und Beharrungsvermögen im Umgang mit Katastrophen(risiken)

Ad-Hoc-Gruppe im Rahmen des ÖGS-Kongress, 3.-5. Juli 2023

Katastrophen irritieren. W. Dombrowsky beschrieb Katastrophen als „’Real-Falsifikation’ des menschlichen Mühens, die Probleme des Überlebens technisch und organisatorisch zu lösen.“ Der Bedarf an Schutz und Hilfe und die vorhandenen Kapazitäten geraten in eine radikale Dysbalance (E. L. Quarantelli). Dabei irritieren sie nicht nur die materiellen Grundlagen der sozialen Wirklichkeit, sondern auch die Ebene kollektiver Wissensbestände (z.B. K. Weick), wie etwa das Vertrauen in Technik und Fortschritt. Die „brutale Empirie“ (W. Dombrowsky) von Katastrophen lässt eine Fehlpassung zwischen dem, „was eine Gesellschaft als Problem und als Problemlösung ansieht“ (W. Dombrowsky) und der realen Problemlast vermuten.

Davon ausgehend widmen sich zahlreiche Arbeiten zum einen der Frage, inwiefern Katastrophen dem Neuentwurf sozialer Ordnung(en) und der Problemlösungen für existenzielle Probleme dienen. Allen voran stehen Arbeiten, die sich dem Wandel im Umgang mit Katastrophen aus der Perspektive des Lernens nähern. Trotz vermuteten „transformativen Potenzials“ und einer empirisch häufig zu beobachtenden initialen Aufbruchsmentalität wurde wiederholt eine Beharrlichkeit von Routinen und Strukturen diagnostiziert, mit allenfalls marginalen Anpassungen.

Zum anderen stellen Arbeiten in der Tradition der Resilienz- und Reliabilitätsforschung die Frage von der anderen Seite herkommend nach der Widerstands- und Anpassungsfähigkeit bestehender Strukturen in Katastrophen. Während katastrophenschutzrelevante Organisationen und Netzwerke überwiegend als Teil gesellschaftlicher Resilienz Beachtung finden, stellt deren eigene Resilienz einen vergleichsweise vernachlässigten Bereich dar, wenngleich sich einzelne Zugänge (z.B. High-Reliability-Research) auch der Eigenschaften annehmen, die insbesondere Organisationen der kritischen Infrastruktur befähigen, ihre Funktionalität in Katastrophen aufrechtzuerhalten und diese zu überstehen.

Call for Abstracts

Der Call richtet sich an theoretisch-konzeptionelle und empirische Beiträge zu folgenden Fragen:

  • Wie lassen sich klassische theoretische Ansätze für das Verständnis der Transformation oder Resilienz katastrophenschutzrelevanter Organisationen bemühen?
  • Wie verändern sich die Strukturen katastrophenschutzrelevanter Organisationen (z.B. BOS) und Netzwerke (z.B. SKKM, Einsatznetzwerk) in Katastrophen? Wie werden neuartige Organisationsstrukturen und -formen (z.B. emergente Gruppen, Mittlerorganisationen) berücksichtigt? Wann erfolgt deren dauerhafte Institutionalisierung?
  • Wie verändern sich Kommunikation und Praktiken entlang des Katastrophenmanagementzyklus (Prävention, Vorbereitung, Bewältigung, Wiederaufbau) durch Katastrophen? Welchen Stellenwert haben Improvisation und Innovation?
  • Wie wirken sich Katastrophen (temporär, dauerhaft) auf die Legitimität des Katastrophenschutzes aus?

Bitte senden Sie Ihre Beitragsvorschläge (max. 2.400 Zeichen, inkl. Leerzeichen) in Deutsch oder Englisch können bis zum 23. April 2023 an Sandra Pfister (sandra.pfister@dcna.at) und René Kastner (rene.kastner@dcna.at).

Sandra Pfister, Disaster Competence Network Austria, sandra.pfister@dcna.at
René Kastner, Disaster Competence Network Austria, rene.kastner@dcna.at

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